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Published in: Fischer & Teichwirt 11/1998, S. 464-465

Das SEAFDEC – länderübergreifende Kooperation in der Fischereiforschung

Christian Lückstädt

Tigbauan (Philippinen). Das SEAFDEC (Southeast Asian Fisheries Development Center) wurde 1967 mit dem Ziel gegründet, die sich rasant entwickelnde Fischerei und Aquakultur der verschiedenen südostasiatischen Staaten mit wissenschaftlichen Beiträgen über dieses Themengebiet zu unterstützen. Gründungsmitglieder waren Japan, Malaysia, die Philippinen, Singapore und Thailand. Später schlossen sich noch Brunei und Vietnam diesem Verbund an. Im Juli 1997 trat Indonesien als 8. Land dieser internationalen Organisation bei. Die verschiedenen Bereiche des SEAFDEC sind auf diese Länder aufgeteilt. In Thailand befindet sich das Sekretariat (Hauptbüro) und die Ausbildungsabteilung. Singapore ist mit der Abteilung für marine Fischereiforschung beteiligt. Auf den Philippinen wurde die Aquakultur Abteilung (SEAFDEC-AQD) angesiedelt und Malaysia ist mit der Abteilung für marine Ressourcenforschung und -management vertreten.

Das SEAFDEC hat sich in den letzten Jahrzehnten national und international einen guten Ruf erworben. Es wird von den Regierungen der einzelnen Länder sowie ausländischen Organisationen (z. B. JICA - Japan International Cooperation Agency und IDRC - International Development Research Centre Canada) unterstützt. Daher ist das SEAFDEC interessiert, auch ausländische Forscher bzw. Forschungsgruppen an relevanten Projekten zu beteiligen. Deutschland ist seit mehreren Jahren kontinuierlich durch Forscher der Universitäten Heidelberg und Hohenheim vertreten.

Zur Zeit wird z. B. an kooperativen Forschungsprojekten der Universität Hohenheim und des SEAFDEC - Aquaculture Department gearbeitet (Fütterungsversuche mit Milchfischen Chanos chanos F. und Riesengarnelen Penaeus monodon Fabr.). Das Aquaculture Department in Tigbauan/Iloilo gliedert sich in folgende Abteilungen auf: Fischkrankheiten, Sozio-Ökonomie, Aquakultur Systeme und Ökologie, Aufzucht und Erbrütung, sowie Fischernährung und -fütterung.

Zur Zeit arbeiten etwa 400 wissenschaftliche Mitarbeiter, Techniker und Verwaltungsangestellte am SEAFDEC-AQD und den dazugehörenden Außenstellen. Diese Außenstellen sind speziell auf die praktische Arbeit in den verschiedenen Forschungsgebieten ausgerichtet. Die Substation in Tapao/Binangonan am größten See der Philippinen (Laguna de Bay) bei Manila wurde 1977 gegründet und beschäftigt sich hauptsächlich mit der Aufzucht von Tilapia (Oreochromis niloticus L.) in den Gehegen des Sees. Eine Außenstation in Igang/Guimaras dient der natürlichen Gewinnung von Eiern von Milchfischen Chanos chanos F. und Groupern Epinephelus suillus V. in Netzkäfigen. Sie wurde 1975 eingerichtet und arbeitet seitdem erfolgreich am Nationalen Milchfisch Erbrütungsprogramm mit. Eine weitere Außenstation wurde auf Maralison Island errichtet, um die Auswirkung von künstlichen Riffen und verändertes Befischungsmanagement auf dieser Koralleninsel besser untersuchen zu können. Zur Abwicklung administrativer und regional-politischer Fragen unterhält das SEAFDEC ein Büro in Manila.

Forschungsschwerpunkte des gesamten Institutes sind u. a. die Erbrütung von Milchfischen und Garnelen, Fütterungsexperimente mit Seebarsch und Tilapien, Aufzucht von Krabben und Seetang, sowie Untersuchungen zur Ökologie von Korallenriffen.

Das SEAFDEC ist bemüht, ständig Kontakt zu den Teichwirten des Landes zu halten. In den Laboren des Institutes können Teichwirte ihre Proben kostenfrei untersuchen lassen. Wenn ein Teichwirt zur engerer Zusammenarbeit bereit ist, kann das SEAFDEC z. B. Besatz mit Milchfischen oder Riesengarnelen kostenlos gewährleisten.

Die Hauptstation des SEAFDEC-AQD in Tigbauan ist hervorragend ausgerüstet. Es stehen drei große Erbrütungsanlagen zur Verfügung in denen zur Zeit die künstliche Erbrütung von Milchfischen und Groupern getestet wird. Eine eigene Erbrütungsanlage für die Riesengarnelen existiert ebenfalls. Weiterhin besitzt das Institut zahlreiche Beckenanlagen, die überdacht oder im Freien aufgebaut sind. Alle diese Anlagen können mit Seewasser, welches über eine 300 m lange Rohrleitung direkt aus dem Meer gepumpt wird, oder mit Süßwasser betrieben werden. Große Flächen in den Laborgebäuden sind für kleinere Becken- oder Aquarienanlagen reserviert, in denen Fütterungsexperimente oder Experimente zur allgemeinen Biologie der Fische durchgeführt werden. Außerdem sind weitere Speziallabore, wie z. B. ein Labor zur Messung des Sauerstoffbedarfs der Fische (eingerichtet von der Universität Hohenheim/Stuttgart) vorhanden. Labore zur Aufzucht von Naturfutter (z. B. Artemia oder Chlorella) und eine Futtermühle (Kapazität: 2 t Futter pro Tag) komplettieren die technischen Einrichtungen. Für Teichexperimente können ca. 20 ha Teichfläche mit Versuchsteichen genutzt werden. Diese Teichanlage (in Leganes) ist etwa 50 km von der SEAFDEC Hauptstation entfernt. Labore und weitere Gebäude werden dort gerade errichtet. Falls größere Teichflächen für Experimente benötigt werden, können diese Experimente in Teichen der University of the Philippines in the Visayas/College of Fisheries/Institute for Aquaculture durchgeführt werden, die ebenfalls eine Teichanlage in Leganes betreibt. Das SEAFDEC-AQD hat einen Partnerschaftsvertrag mit dieser Universität.

Zur Zeit werden im SEAFDEC auch die Weichen für die Zukunft gestellt. So ist u. a. ein Laborgebäude für Biotechnologien in der Aquakultur im Bau. Die Grundsteinlegung zu einer Demonstrationserbrütungsanlage für die Training Abteilung erfolgte am 9. Juli anläßlich des 24. Jahrestages der Gründung des SEAFDEC-AQD (1973). Damit werden verbesserte Ausbildungsmöglichkeiten am SEAFDEC geschaffen. Die theoretische und praktische Ausbildung in allen Bereichen der Aquakultur für den südostasiatischen Raum ist ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit am Aquaculture Department. So nehmen sechsmal im Jahr Studenten oder wissenschaftliche Mitarbeiter aus der Aquakultur an sechs- bis achtwöchigen Fortbildungsseminaren teil. Diese Seminare werden hauptsächlich von der Japan International Cooperation Agency (JICA) finanziert und sind für alle südostasiatischen Staaten offen. Das SEAFDEC-AQD trägt zu einer kontinuierlichen Entwicklung des philippinischen Fischereiertrages bei (1985: 312688 t, 1990: 380269 t, und 1994: 380480 t). Dadurch ist der Fisch eine der bedeutendsten Proteinquellen für die einheimische Bevölkerung geworden (Pro-Kopf-Verbrauch/Jahr: > 30 kg; zum Vergleich: in Deutschland werden pro Kopf/Jahr etwa 14,5 kg Fisch verzehrt). In den letzten Jahren ist die Produktion (1991: 408774 t , davon rund 57 % Milchfisch) und damit auch der Verzehr allerdings aus unterschiedlichen Gründen gesunken (höhere Preise, Ausbruch des Pinatubo Vulkans 1991, auftretende Fischkrankheiten). So ist z. B. die Produktion von Milchfischen in Brackwasserteichen 1995 auf den niedrigsten Stand seit gut 20 Jahren gesunken (1995: 137796 t). Daher ist es wünschenswert, daß das SEAFDEC-AQD auch weiterhin an einer Kooperation zwischen Teichwirten, Forschung und fischverarbeitender Industrie festhält.

Abbildungen: Netzkäfige, Versuchsbecken

Das SEAFDEC-AQD ist an einer vielseitigen Öffentlichkeitsarbeit interessiert. Ausstellungsräume und ein Museum können besichtigt werden. Außerdem wird eine eigene Zeitschrift (SEAFDEC - Asian Aquaculture ) herausgegeben, die sechsmal im Jahr erscheint. Durch eine günstige Lage und gute technische Ausstattung (Kommunikation, Bibliothek, Labore mit dazugehörender Technik) sowie Kontakten zu anderen Wissenschaftlern, bietet das SEAFDEC-AQD ideale Voraussetzungen für eine erfolgreiche Forschung in allen Bereichen der Aquakultur.

Interessierte Wissenschaftler wenden sich bitte an folgende Adressen:

SEAFDEC-AQD
P.O. Box 256
5000 Iloilo City
Philippines
Tel.: 00 63-33-335-1009
Fax: 00 63-33-335-1008

oder

SEAFDEC-AQD
5021 Tigbauan/Iloilo
Philippines

E-mail: ordh@i-iloilo.com.ph

Seit kurzem hat das SEAFDEC eine Seite im Internet geschaltet, auf der Basisinformationen über das SEAFDEC-AQD abgerufen werden können. Diese Seite ist unter folgender Adresse zu erreichen:
www.seafdec.org.ph.

 

Christian Lückstädt
Dipl. Fischereiingenieur
Universität Hohenheim

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